Pflegende coachen Pflegende (BECI)
BECI - Berufszufriedenheit und Entwicklungschancen in der Pflege - Individuelles Coaching ist eine freiwillige Intervention zur Personalentwicklung im Bereich Pflege am Klinikum der Universität Regensburg (UKR).
Datum | 19.08.2015 |
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Ort | Universitätsklinikum Regensburg (UKR) |
Interviewpartnerin | Marc Dittrich, Fachkrankenpfleger für Anästhesie und Intensivpflege, Praxisanleiter, Coach Beate Baier, Fachkrankenschwester für Anästhesie und Intensivpflege, B.Sc. Angewandte Gesundheitswissenschaften, Mentorin, Coach |
Themenkategorie | „Lebensphasengerechtes Arbeiten in der Pflege“ |
Maßnahme | Pflegende coachen Pflegende (BECI) |
Projektanlass
Vorzeitiger Berufsausstieg und die Fluktuation im Pflegeberuf werden von der individuellen Arbeitszufriedenheit, konkreten Bedingungen und Umständen der Arbeitssituation und persönlichen Motiven der Pflegenden beeinflusst. Das Universitätsklinikum Regensburg (UKR) will mit diesem Projekt Pflegekräfte ansprechen und diese unterstützen, persönliche und berufliche Potentiale auszuschöpfen, um mehr berufliche Zufriedenheit zu erreichen. Insbesondere soll dies durch die nachhaltige Erweiterung der persönlichen Handlungskompetenz der Pflegenden für mehr Einflussnahme auf die individuelle Arbeitssituation und ein Zugewinn an Autorität und Autonomie für die persönliche Ausgestaltung der beruflichen Rolle und Zukunft erreicht werden. Zudem soll durch diese Maßnahme ein Beitrag zur Bindung der beschäftigten Pflegemitarbeiter an ihren Beruf und ihren Arbeitgeber geleistet werden.
Als Methode zur Personalentwicklung wird im UKR das Coaching verwendet. Coaching ist eine professionelle Form der Beratung, die zeitlich begrenzt und unterstützend mit reflexionsfördernder Methodik auf Basis individueller Ressourcen zielgerichtet und lösungsfokussiert die persönliche und berufliche Entwicklung vorwiegend im Kontext beruflicher Anliegen fördert.
Projektumsetzung
Die Mitglieder der Arbeitsgruppe Mentoren/Praxisanleiter (PA) im Universitätsklinikum Regensburg erhielten Anfang des Jahres 2010 die Möglichkeit, eine berufsbegleitende Coaching-Ausbildung zu absolvieren. Diese wurde durch das Coaching- & Beratungszentrum (CoBeCe) in Regensburg in Zusammenarbeit mit dem Bildungszentrum des UKR und der Pflegedirektion durchgeführt. Nach 16 Monaten und insgesamt 175 Stunden Ausbildung erhielten die zehn teilnehmenden Mentoren bzw. Praxisanleiter einen zertifizierten Abschluss im Mai 2011.
Die erlernten Coaching-Techniken werden seitdem im Rahmen der Anleitung Auszubildender oder im Einarbeitungs-Prozess neuer Mitarbeiter eingesetzt. Einige Coaches haben zudem eigenständig ein Konzept entwickelt, um zusätzlich die Möglichkeit zu haben, Coaching-Prozesse als ressourcen- und lösungsorientierte Form der individuellen Beratung interessierten Pflegekräften zur Erreichung vorwiegend beruflicher Ziele anbieten zu können. Nach Zusammenarbeit mit der Pflegedirektion und Personalentwicklung erhielt das Bildungszentrum des UKR offiziell den Projektauftrag „BECI – Pflegende coachen Pflegende“. Mit einer Informationsveranstaltung für die mittlere Führungsebene und einigen internen Marketingmaßnahmen (z.B. Flyer, Poster, Homepage im Intranet) wurde für das Coaching geworben. Mitarbeiter werden nach ca. einem Jahr Beschäftigungszeit auf postalischem Weg über das Angebot informiert.
Das Coaching-Angebot findet in vertraulicher Atmosphäre in Form eines Vier-Augen-Gespräches statt. Das Angebot ist kostenfrei, der Investitionsbeitrag der Pflegenden ist ihre Freizeit. Verzichtet der Klient auf seine Anonymität, kann die Coachingzeit als Fortbildung angerechnet werden. Für die Coaches wird die Coachingzeit als Arbeitszeit gewertet. Vorgesetzte können ihre Mitarbeiter auf das Beratungsangebot aufmerksam machen, aber nicht zu einer Inanspruchnahme verpflichten. Dieses basiert auf Freiwilligkeit. Insgesamt stehen drei Coaches zur Verfügung, die von den Interessenten frei angesprochen und gewählt werden können. Klient und Coach vereinbaren für die Durchführung des Coaching-Prozesses vier Beratungstermine mit einer berücksichtigten Gesprächszeit von jeweils ca. 1,5 Stunden. Die Coachings finden in Räumlichkeiten des Klinikums statt.
Projektbeurteilung
Die Evaluation umfasst die quantitative Angebotsannahme, die Qualität der Coaching-Prozesse, die Entwicklung der individuellen Handlungskompetenz der in Anspruch nehmenden Pflegekräfte sowie die Erhebung aussagekräftiger Messgrößen zur Abbildung der unternehmensrelevanten Projektziele.
Nach anfänglicher Zurückhaltung gegenüber dem Angebot zeigt sich nun zunehmende Akzeptanz unter den Mitarbeitern in der Pflege. Bislang wurden ca. 25 Coachingprozesse abgeschlossen. Die Tendenzen der Evaluationsergebnisse sind durchweg positiv. Die Ergebnisse des Evaluationsbogens „Entwicklung Handlungskompetenz/berufliche Entwicklung“ liegen direkt nach dem Coaching (zweite Erhebung) etwas unter den anfänglichen Werten (vor dem Coaching), sind bei der letzten Befragung, drei Monate nach Abschluss des Prozesses, jedoch deutlich besser als zu Beginn des Coachings.
Bislang konnten deutliche und nachhaltige Veränderungen bei den Klienten des Coachings belegt werden. Noch keine messbaren Veränderungen konnten bisher auf organisatorischer Ebene der Klinik bestätigt werden.